Staffelrennen der Großen - © WLV Kreis Göppingen Uwe SeyfangVor einigen Jahren hatte man sich manchmal gefragt „Leichtathletik quo vadis"? Dieses Thema ist zu komplex, vielschichtig und problembehaftet, um von einem „Laien" umfassend erörtert zu werden... Andererseits durften wir uns in Deutschland in den letzten Jahren in der Spitze teilweise wieder an guten Leistungen erfreuen, wobei auch Nachwuchsathletinnen und –athleten eine gute Rolle spielen. Und beim TV-Zuschauen bei den Europa-Meisterschaften in Helsinki und insbesondere bei den Olympischen Spielen in London hat man mitgefiebert und das Empfinden bekommen, was für eine tolle Sportart die Leichtathletik doch ist – mir ging es jedenfalls so! Außerdem konnte man sich ja auch über einige deutsche Erfolge erfreuen...  

BIlder links: Staffelrennen © WLV Kreis Göppingen, Uwe Seyfang

Nun, die Spitzenleichtathletik ist nicht unser Thema – wir bewegen uns in den Niederungen des Kreises. Das heißt aber nicht, dass auf dieser Ebene gelegentlich nicht auch „relative" Spitzenleistungen geboten werden können – selten im Aktivenbereich, öfters im Jugend- oder Schülerbereich. Die Kreismeisterschaft als „Treffpunkt" der ambitionierten Leichtathletinnen und Leichtathleten unserer Kreisvereine ist ganz sicher nicht mehr das, was es einmal war – 2-tägige Meisterschaften über alle Disziplinen, bei denen es für alle Leistungsklassen eine Ehre war, an den Start zu gehen und den Zuspruch von bis zu ca. 2.000 Zuschauern (an beiden Tagen) zu genießen. So war es jedenfalls mal in den 50er-Jahren...

Diesen Zeiten nachzuhängen bringt nichts. Die heutige Realität heißt, dass sich eine zwar modernisierte Leichtathletik unglaublich vielen neuen Sportarten stellen muss. Bei unserer beliebten Knirpse- und Bambini-Liga ist man mit diesem Problem noch nicht so konfrontiert, aber im oberen Schülerbereich ist der Einbruch mit dem Trend zu anderen Sportarten oder dem Aufhören spürbar und damit fehlt die breite Basis für den steinigen Weg zur Spitze, den letztlich nur noch diejenigen gehen, die top-talentiert sind, Ehrgeiz und Biss haben und ihren Sport in Einklang bringen mit einer entsprechenden Ausbildungsmöglichkeit. Natürlich haben auch Ganztagesschule und G8-Gymnasium Auswirkungen auf die Motivation und die Trainingsmöglichkeiten im sowieso schon kritischen Jugendalter und nach dem Abitur geht es dann weg aus dem Kreis Göppingen irgendwohin an einen Studienort...

Oft haben wir intern, bei Workshops und Kreistagen schon das Thema angeschnitten, ob Kreismeisterschaften noch zeitgemäß sind und wir solche für den Kreis Göppingen noch durchführen sollen. Unsere Meinung war und ist eindeutig – wir sind Verfechter der Beibehaltung der Kreismeisterschaften, wollen diese aber nach Möglichkeit optimieren oder variieren. Wir von Kreisverbandsseite aus wollen auch denjenigen Leichtathleten, die nicht zur regionalen oder überregionalen Spitze gehören, eine Wettkampfplattform bieten und zum andern versuchen wir, wenigstens an einem Tag im Jahr bei einer Veranstaltung im Kreis die aktiven Leichtathleten/-innen des Kreises zu einem gemeinsamen „Fest" zusammenzuführen, natürlich unter Teilnahme auch unserer Top-Athleten... Organisatorisch sind wir längst weg von der vollen Ganztagesveranstaltung von 9 – 19 Uhr mit komplettem Disziplinprogramm. Wir haben insbesondere bei den KM für die Aktiven/Jugendlichen so manche Einzeldisziplin in andere Veranstaltungen integriert und nur ein Kernprogramm behalten, das mit Disziplinen der A- und B-Schüler/-innen ergänzt wird, damit Jung und Alt zusammen sind und „Leben ins Stadion kommt". Eines ist natürlich auch sicher – unsere gutgemeinte Absicht zur auch künftig durchzuführenden Kreismeisterschaft geht nur, wenn alle mitziehen und Athleten/-innen, Trainer bzw. die Vereine dies auch so sehen wie wir... Aber da bin ich ganz zufrieden und weiterhin optimistisch, dass uns das gemeinsam gelingt. Wir sollten auch nicht vergessen, dass wir unsere Rundbahnstadien im Kreis „beleben" müssen, sonst werden die Laufbahnen eines Tages abgeschafft. Oder zu was beschafft man sich im Kreis mühsam eine Zeitmessanlage? Da ist es mir dann doch lieber, bei den Kreismeisterschaften auch mal die eine odere andere Disziplin dabei zu haben, bei der nicht einmal 3 Leute am Start sind und man mit einer nur „mäßigen" Leistung Kreismeister wird, was aber für die Leute aus der zweiten Reihe durchaus auch motivierend sein könnte. Und letztlich wollen wir unsere Leute nicht nur bei auswärtigen Sportfesten am Start haben, sondern auch im eigenen Kreis sehen.

Im Rückblick auf die letzten Jahre können wir mit den Teilnehmerzahlen und der Durchführung der Kreismeisterschaften insgesamt zufrieden sein. Es „ging immer etwas", mal mehr, mal weniger... Im Jahre 2011 hatten wir leider eine relativ schwache Teilnehmerzahl, wobei für mich die gute Beteiligung von TPSG FA Göppingen bemerkenswert war und der Grund hierfür ein Fingerzeig in Sachen Einstellung zu Kreismeisterschaften ist – für alle aktiven FA-Leichtathleten/-innen ist die Teilnahme „Verpflichtung" und „Ehrensache"! Erstaunlich und höchst erfreulich waren die Kreismeisterschaften 2012 mit einem Anstieg auf 170 Teilnehmer und der Tatsache, dass fast alle unserer Top-Athleten/-innen des Kreises in Uhingen am Start waren – absolute Spitzenklasse, Kaderathleten/-innen und Kreisklasse mit Eifer in einem Feld beim Kampf um den Kreismeistertitel und niemand störte sich an teilweise krassen Leistungsunterschieden. Es waren im Haldenbergstadion in diesem Jahr wohltuende und zufriedenstellende Kreismeisterschaften...

Was sagt uns das bezüglich der Kreismeisterschaften im Kreis Göppingen? Auch wenn es in nur noch 13 von 25 Kreisen im WLV die Austragung von Kreismeisterschaften gibt – der WLV Kreis Göppingen wird dabei bleiben und wir freuen uns, wenn alle unsere Kreisvereine weiterhin mitziehen und wir unsere Einzel- Kreismeisterschaften wieder zu dem aufwerten können, was es eigentlich sein sollte – der Saison-Höhepunkt der Stadion-Leichtathletik als eine Art „integratives Familientreffen" der Wettkampf-Leichtathleten des Kreises, ob jung oder alt, ob Weltklasse oder Kreisklasse...

Noch sind wir optimistisch und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft, solange es noch Leute gibt, die sich mit Einsatz und Elan der Aufgabe widmen, in ihren Vereinen junge Menschen zum Sport, zur Leichtathletik zu bringen und diese in einer sozialen Gemeinschaft über ein gutes Training auch an ein gewisses Leistungsniveau heranzuführen. Nachdem wir vor langer Zeit mal den Kampfrichtern, ohne die unsere Sportart nicht durchführbar ist, einige Lobeszeilen und Bilder widmeten, möchte ich die letzten Kreismeisterschaften zum Anlass nehmen, der Gilde der Trainer und Betreuer ein Lob und einen Dank für ihre fast tägliche Arbeit im Hintergrund in den Vereinen auszudrücken. Ohne sie läuft auch nichts – sie wecken bei den ganz Kleinen die Freude für die Bewegung, für die Leichtathletik, sie kümmern sich um die breite Basis und picken dort die Talente heraus für eine gezielte, sportliche Weiterbildung. Sie trainieren den Nachwuchs, sie organisieren, sie betreuen, sie sind als sportlicher Fachmann, als Motivator und Psychologe gefragt. Keine leichte, aber eine schöne Aufgabe! Und Leute, die sich dieser Sache widmen, kann man nie genug haben! Symbolisch und stellvertretend für alle Trainer/Betreuer stellen wir per Bild einige vor, die bei unseren letzten Kreismeisterschaften anwesend waren und mit Tat und für ihre Athleten/-innen in hoffentlich motivierender Denkweise mithelfen, unsere Kreismeisterschaften „am Leben zu erhalten"